Mitarbeiterbefragungen in Krisenzeiten – ja oder nein?

Dirk Hilbrand

Effectory arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit großen und kleineren Unternehmen zusammen. Viele führen alle ein bis zwei Jahre wiederkehrende Befragungen durch, die wichtige Informationen, beispielsweise über Strategieverständnis, Zufriedenheit, Engagement oder Vertrauen der Mitarbeiter und Führungskräfte liefern. Einerseits helfen die Befragungen dem Management, sich ein Bild von der Stimmung und der Zusammenarbeit in der Belegschaft zu machen. Sie ermöglichen es auch, Teamleistungen miteinander zu vergleichen und auf dieser Basis das Leistungsmanagement im Unternehmen zu verbessern. Andererseits geben Befra-gungen Mitarbeitern eine Stimme, wodurch diese ihre Bedürfnisse offenlegen und Änderungen anstoßen können. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Mitarbeiterbefragungen unter deutschen und internationalen Unternehmen weit verbreitet und ein vielgeschätztes Instrument der Unternehmenssteuerung sind.

Mitarbeiterbefragungen in Krisenzeiten – ja oder nein?

Angst vor negativem Feedback

Die „Befragungs-Euphorie“ lässt aber nach, wenn die Zeiten mal nicht so gut sind. In Zeiten unsicherer Wirtschaftslage vermeiden viele Unternehmen, ihre Mitarbeiter zu befragen. Neben finanziellen Aspekten spielt vor allem eines eine Rolle: die Angst vor schlechtem Feedback. Was ist, wenn dort am Ende Unmut und Unzufriedenheit der Mitarbeiter schwarz auf weiß stehen? Wie sollen diese Ergebnisse gerechtfertigt werden?  Um nichts zu riskieren, werdenMitarbeiterbefragungen lieber verschoben, abgesagt oder gar nicht erst in Angriff genommen.

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Krise führt zu negativem Feedback – ein beliebter Irrtum

Aber fällt Mitarbeiterfeedback in Krisenzeiten tatsächlich schlechter aus? Seit 2006 erheben wir bevölkerungsrepräsentative Stichproben zu wichtigen Mitarbeiter-Items. Anhand der gewonnenen Daten lassen sich langfristige Trends ermitteln und Veränderungen in einzelnen Unternehmen im Kontext begutachten. Ein übergreifender krisenbedingter Trend wäre beispielsweise, wenn sich mit Einsetzen der Finanzkrise in der zweiten Jahreshälfte 2008 und dem darauf folgenden wirtschaftlichen Abschwung in 2009 die Stimmung in der Arbeitsbevölkerung verschlechtern und in insgesamt schlechteren Bewertungen durch die Mitarbeiter niederschlagen würde. Das ist aber nicht der Fall: Der Großteil der Bewertungen fiel in den Jahren 2008 und 2009 nicht negativer aus, sondern blieb stabil. Krisenzeiten bedeuten nicht zwingend schlechtes Mitarbeiterfeedback – und zwar auch dann nicht, wenn ein Unternehmen unmittelbar von der Krise betroffen ist. Die Zusammenarbeit im Team wird insgesamt sogar besser beurteilt.

Mitarbeiterengagement und Mitarbeiterfeedback werden durch andere Faktoren deutlich mehr beeinflusst. Ist den Mitarbeitern die Unternehmensstrategie bekannt und sind die Zielvereinbarungen eindeutig? Wie sieht es mit dem Vertrauen in das Management aus? Wie zuversichtlich sind die Beschäftigten im Hinblick auf ihre Tätigkeit? Hiervon hängt ab, wie engagiert und zufrieden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen sind.

Richtig und wichtig: Feedback in Krisenzeiten lohnt sich

Mitarbeiterbefragungen helfen dabei, Führung, Motivation, interne Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens zu evaluieren und zu fördern.

Diese sogenannten weichen Kernkompetenzen eines Unternehmens sind in Krisenzeiten umso wichtiger. Gerade deshalb sollten Unternehmen zu „ungemütlicheren“ Zeiten nicht darauf verzichten, das Feedback ihrer Mitarbeiter einzuholen.

Darüber hinaus beinhalten Mitarbeiterbefragungen auch eine besondere Botschaft an die Beschäftigten: dass sie als Experten ihres Jobs, gerade auch in schwierigen Zeiten, gefragt sind und man darauf vertraut, dass gemeinsam mit ihnen der Weg aus der Krise gefunden werden kann. Wenn es in schwierigen Zeiten nicht wichtig ist zu erfahren, was die Mitarbeiter denken und wo sie tatkräftig mitwirken können und wollen, wann dann?

Der Beitrag der HR zum Unternehmenserfolg

Den Mitarbeitern zuzuhören und auf dieser Grundlage das Unternehmen zu führen, ist der beste Weg, um das Unternehmenswachstum zu beschleunigen.

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Der Verzicht auf Mitarbeiterbefragungen kann zum Verhängnis werden

Ist eine regelmäßige Mitarbeiterbefragung in einem Unternehmen etabliert, kann das Aussetzen der Befragung in Krisenzeiten sogar schädlich für das Unternehmen sein. Engagierte Mitarbeiter fragen sich, warum sie nur in Schönwetterperioden nach ihrer Meinung gefragt werden. Gleichzeitig machen sich Spekulationen breit, was die da oben denn eigentlich entscheiden und (nicht) tun, um das Unternehmen sicher durch die Krise zu führen. Die Folge: Unmut und Unruhe in der Belegschaft. Das Aussetzen oder Verschieben der Mitarbeiterbefragung zu rechtfertigen und angemessen zu kommunizieren ist eine große Herausforderung in ohnehin schwierigen Zeiten. Hinzu kommt, dass dem Unternehmen durch den Verzicht auf eine Mitarbeiterbefragung wichtige Informationen fehlen. Im Übrigen: Das Management würde niemals darauf verzichten, Umsatz und Gewinnzahlen zu betrachten, nur weil sie schlecht ausfallen könnten.

Wann Mitarbeiterbefragungen mit Vorsicht zu genießen sind

Damit Feedbacklösungen auch tatsächlich Wirkung entfalten können, müssen die Befragungsergebnisse immer in einen Kontext eingeordnet und sinnvoll genutzt werden. Das bedeutet Zeit und Arbeitsaufwand. Stellen Sie sich vor, Sie werden befragt und anschließend hören Sie nichts mehr über die Befragung. Sie würden sich wenig ernstgenommen fühlen und wären nicht motiviert, ihre Meinung bei der nächsten Befragung erneut abzugeben. „Denn das ändert ja sowieso nichts”. Kurzum: Mitarbeiterbefragungen sollten nur dann durchgeführt werden, wenn die Ressourcen und die Bereitschaft für konsequente Folgeprozesse geschaffen werden können – egal ob Krise oder nicht.

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